MdB Doris Wagner, Dr. Anton Hofreiter, Sprecher der Bundestagsfraktion, Kreissprecherin Helga Mandl und Kreissprecher Sepp Hohlweger (von links).
Klima, EPA, Alpen und Subventionen
Dr. Anton Hofreiter spricht im Wirtshaus d‘Feldwies in Übersee
Übersee. Vor etwa 100 Zuhörern sprach der Fraktionssprecher im Bundestag, Dr. Anton Hofreiter, im Wirtshaus d‘Feldwies in Übersee. Eingeladen hatten der Kreisverband Traunstein und der Ortsverband Übersee.
Nach einer kurzen Einführung durch Kreissprecherin Helga Mandl sprach Hofreiter – wie immer ohne Manuskript – 45 Minuten lang über aktuelle politische Themen. Danach beantwortete er detailliert die Fragen aus dem Publikum. Im Folgenden einige der an diesem Abend behandelten Themen:
Die Klimakrise
Gegenüber den anderen Krisen um uns herum ist es um unser Klima in den Medien recht ruhig geworden. Doch die veränderten Wetterverhältnisse sind Krisenbeschleuniger. Wo durch den Klimawandel Lebensgrundlagen kaputtgehen, können instabile Staaten zusammenbrechen und Leute werden zu Flüchtlingen. Beispiel: Der Tschadsee ist zu 90 Prozent ausgetrocknet. Boko Haram ist dort sehr stark geworden.
Der höchste Punkt der Malediven ist nur 70 cm über dem Meeresspiegel. Es ist nur noch eine Frage der Zeit: die Malediven werden untergehen. Was tun mit Bangladesch, wo große Teile des Landes knapp über dem Meeresspiegel liegen – wer wird die 150 Millionen Einwohner aufnehmen?
Wir müssen „raus aus der Kohle“ und „raus aus dem Verbrennungsmotor“, um die Klimaveränderungen einigermaßen aufzuhalten. Sonne und Wind sind Energien, die vor Ort zu mittlerweile sehr niedrigen Preisen „geerntet“ werden können.
TTIP, CETA, EPA
Neben den geplanten „Freihandelsabkommen“ TTIP und CETA steht ein ähnliches Abkommen der EU mit Afrika, genannt EPA, kurz vor der Ratifizierung. Von diesem Handelsabkommen werden nur einige europäische Großkonzerne und einige Eliten in Afrika profitieren.
Die Landwirtschaft in Afrika leidet heute schon. Beispiel: In Burkina Faso ist durch Importe der Milchpreis schon so gesunken, dass viele Bauern aufgeben mussten. Die lokale Milchwirtschaft ist kaputt. Wenn dann der Bauer nach Europa flüchtet, ist er ein „Wirtschaftsflüchtling“?
Die Aussterbekatastrophe und die Alpenkonvention
„Wenn irgendeine Pflanzen- oder Tierart ausstirbt, ist das doch nicht so schlimm“, sagen manche. Es gibt zwischen 10 und 50 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Welt. Wenn alles intakt wäre, würde auf eine ausgestorbene Art eine neu entstandene kommen. Aber leider ist das Verhältnis heute 10.000:1 oder sogar 100.000:1.
Man muss sich das Ökosystem wie ein großes Netz vorstellen, mit vielen Knoten. Wenn eine Art ausgestorben ist, geht ein Knoten kaputt. Wenn ein Knoten zerstört wird, ist das nicht so schlimm – aber wenn es viele sind, gehen unsere Ökosysteme und somit unsere Lebensgrundlagen kaputt.
Die Alpen sind ein ganz besonderes Ökosystem. Ich bezeichne sie als Schatzkammer der Artenvielfalt. Seit 25 Jahren gibt es die internationale „Alpenkonvention“ zum Schutz der Alpen. Jedoch wird zum Beispiel am Riedberghorn in einer besonders sensitiven Zone eine Schischaukel geplant. Ich möchte, dass die Bayerische Regierung die Alpenkonvention hier anerkennt und diese Planungen stoppt.
Landwirtschaft und Subventionen (Besucherfrage)
Leider geht heute der größte Teil der Subventionen als Flächenprämie an die ganz großen landwirtschaftlichen Betriebe. Ich möchte, dass die Subventionen besonders auch an kleinere Betriebe gehen, mit den Kriterien Tierschutz, Naturschutz und (Kultur-) Landschaftsschutz.
Von Wolfgang Wörner
7. August 2016