Prominenter Besuch beim Film „Die Unbeugsamen“ im Rahmen der Waginger Filmtage.

Vor der Kulisse der Waginger Filmtage stehen vier Frauen nebeneinander. Die rechte redet ins Mikro.
Über ihre Erfahrungen in der Politik berichteten unter der Moderation von Bettina Thurl (von links) Margarete Bause, Christine Rehrl und Steffi Lang

Mehr Frauen in die Politik

Im Vorprogramm des Films im gut besuchten Waginger Kurpark, traten drei Frauen auf, die sich ins Haifischbecken Politik getraut haben. Der Film selbst erzählt die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld verfolgten sie ihren Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung.

Politikerinnen von damals kommen heute zu Wort. Ihre Erinnerungen sind zugleich komisch und bitter, absurd und bisweilen erschreckend aktuell. Verflochten mit zum Teil ungesehenen Archiv-Ausschnitten ist dem Dokumentarfilmer und Journalisten Torsten Körner eine emotional bewegende Chronik westdeutscher Politik von den 50er Jahren bis zur Wiedervereinigung geglückt.

Die Bilder, die er gefunden hat, entfalten eine Wucht, die das Kino als Ort der politischen Selbstvergewisserung neu entdecken lässt. Ein erkenntnisreiches Zeitdokument, das einen unüberhörbaren Beitrag zur aktuellen Diskussion leistet.

Zur Einstimmung moderierte Bettina Thurl für den Ausrichter IGMetall die Diskussion dreier Politikerinnen. Christine Rehrl, dritte Bürgermeisterin von Waging, machte keinen Hehl daraus, wie schwer es ihr gefallen sei, ein öffentliches Amt zu übernehmen. Jetzt sei sie dankbar für die Chance, Einfluss zu nehmen und sich für die Bürgerinnen und Bürger, die gerne auf sie zukämen, einzusetzen. Sie wolle Mädchen und Frauen ermutigen, sich in die Kommunalpolitik einzubringen.

Die Bürgermeisterin von Taching, Steffi Lang, berichtete erfreut von durchwegs positiven Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit ihren fast ausschließlich männlichen Kollegen in der Region. Sie sei schließlich, neben Martina Gauckler aus Staudach-Egerndach, die einzige Bürgermeisterin weit und breit. Da sei also noch viel Luft nach oben für angehende Kommunalpolitikerinnen.

Margarete Bause, langjährige Landtags- und Bundestagsabgeordnete der Grünen ist ein echtes Urgestein der grünen Frauenbewegung. Sie erinnerte sich mit sichtlichem Unbehagen an das unsägliche Verhalten vieler Männer im Bayerischen Landtag der 90er Jahre. Besonders die CSU mit ihrem antiquierten Frauenbild tat sich da hervor. Inzwischen sei durch den „unbeugsamen“ Kampf der Frauen in der Politik vieles besser, freier, offener geworden. Vor allem die Gesetzgebung müsse aber weiter für gleiche Rechte und Lebensmöglichkeiten für Frauen tätig werden. Der Ortsverband Waginger See verband den Besuch seiner ehemaligen Landesvorsitzenden mit einem Besuch des Grabes von Sepp Daxenberger. Mit ihm hatte Bause lange Jahre die Landespartei geführt.

Peter Beisser, Juli 2022