Über unsere Rente diskutierten die Bundestagsabgeordnete Doris Wagner (2. von links) und das Mitglied der grünen Rentenkommission Udo Philipp (Mitte) bei einer Veranstaltung der Grünen. Links Kreissprecherin Helga Mandl, rechts die Landtagsabgeordnete Gisela Sengl und Kreissprecher Sepp Hohlweger.
Wird unsere Rente reichen?
Kreisverband hatte Fachleute zu Gast
Traunstein. Die Sorge, dass unsere Rente eines Tages vielleicht nicht ausreichen wird, bewegt zur Zeit nicht nur die Menschen in unserem Landkreis. Unser Kreisverband nahm dies zum Anlass, Doris Wagner, Bundestagsabgeordnete und zuständig für Demografie, und Udo Philipp, einen Fachmann aus der grünen Rentenkommission zu Kreisversammlung in den Traunsteiner „Sailer Keller“ einzuladen.
Doris Wagner erläuterte, dass 1960 ein Rentner oder eine Rentnerin im Durchschnitt etwa 10 Jahre lang Rente erhielt. Hauptsächlich aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung beziehen Männer im Schnitt heute schon 17 Jahre Rente und Frauen 21 Jahre.
Kreissprecherin Helga Mandl fragte darauf, wie sich dieser Trend wohl auf die zukünftigen Beiträge der Arbeitnehmer auswirken wird. Udo Philipp sagte, dass die Beiträge möglichst nicht steigen sollen. Doris Wagner: hierauf „Wir brauchen einfach mehr Beitragszahler“. Kreissprecher Sepp Hohlweger gab aber zu bedenken, dass Rentenbeitragszahler, die wenig verdienen, das System nicht retten werden: „ Das Übel muss an der Wurzel gepackt werden: Die Löhne müssen steigen und es müssen viel mehr Leute mit einbezogen werden, zum Beispiel die Selbständigen.“ Viele Selbständige haben eine sehr schlechte oder gar keine Absicherung. Wenn sie nicht selbst vorsorgen, droht ihnen Altersarmut. Klaus Frank wusste: „Selbständige Handwerker müssen nur 18 Jahre einzahlen, danach nicht mehr, das genügt nicht für eine vernünftige Rente.“
Kreisrätin Marianne Penn ergänzte: “Ich würde auch gerne Beamte in einer fairen Weise in das Rentensystem mit einbezogen sehen.“ Referent Udo Philipp erläuterte das allgemein gepriesene System der Schweiz: „Es hat drei Säulen: eine Pflichtversicherung für alle Einwohner und zwar ohne Beitragsbemessungsgrenze, plus eine Versicherung, in die Arbeitgeber und Arbeitnehmer einzahlen, plus eine private Vorsorge mit hohen steuerlichen Vorteilen.“ „Aber wir haben doch die Riester-Rente“, sagte ein Besucher. Udo Philipp hierauf: „Leider ist die Riester-Rente nicht das geworden, was Herr Riester sich ursprünglich vorgestellt hatte: Geringverdiener ohne Riester-Vertrag bekommen so wenig Rente, dass der Staat drauflegen muss – eine Riester-Rente wird jedoch hierauf angerechnet – man hat also umsonst gespart.“ Traudi Kraus meinte: „Dieser Hinweis müsste auf jeden Riester-Vertrag draufgestempelt werden“.
„Betriebsrenten gibt es in den großen und mittleren Betrieben, was kann man für die Mitarbeiter in kleinen Betrieben tun?“ wollte Helga Mandl wissen. Auch da meldete sich Traudi Kraus, die für ihre Mitarbeiter eine Betriebsrente einführen wollte: „Für Kleinbetriebe viel zu kompliziert“, wusste sie, was Referent Udo Philipp bestätigte: „Es muss in der Zukunft ein für alle Beteiligten einfaches System der Betriebsrente geben“. Ergebnis des Abends war die Erkenntnis, dass wir mehr Beitragszahler brauchen, durch Zuwanderung und Einbeziehung aller Erwerbstätigen, und dass es zusätzlich einen staatlichen Bürgerfonds geben sollte, der dafür sorgt, dass später alle eine ausreichende Rente beziehen können und keiner mehr im Rentenalter auf Sozialhilfe angewiesen sein muss.
Von Wolfgang Wörner
17. Mai 2016