Am 22. Oktober organisierte der Traunreuter Ortsverband einen Vortrag zu den Herausforderungen des Klimawandels im Steiner Bräustüberl mit dem Traunreuter Stadtrat und Referent für Umwelt, Martin Czepan, als Referent.
Martin Czepan, welcher nach seiner langjährigen Tätigkeit in der Industrie jetzt Kommunen bei Energie- und Klimaschutzthemen berät, ging zunächst kurz auf die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels in unserer Region ein. Vieles verändere sich nahezu unbemerkt, am spürsamsten seien die zunehmenden Hitzetage und die extremen Niederschläge. Während die Hitze den Menschen zu schaffen mache, würden Hochwasser und Sturzfluten hohe Sachschäden verursachen. So beliefen sich die Schäden in dem Zehntausend-Einwohner-Ort Simbach nach einer Sturzflut im Jahr 2016 auf eine Milliarde Euro.
Es gäbe zwar seit 2023 ein Bundesgesetz, so Czepan, welches Länder und Kommunen zur Vorsorge verpflichte, aber vom Freistaat sei dieses Gesetz abgelehnt worden. Viele Kommunen hätten dennoch die Auswirkungen von Starkregenereignissen untersuchen lassen, die Ergebnisse gegenüber den Bürgern transparent und detailliert kommuniziert und Gegenmaßen eingeleitet. In seiner Heimatstadt Heidenheim habe die Verwaltung nach einer Sturzflut schnell reagiert und innerhalb von 5 Jahren große Rückhaltebecken errichten lassen, welche nun verhinderten, dass die Fluten in die Stadt eindringen könnten.
Aber auch die Bürger selbst müssten sich gegen Sturzfluten und Hochwasser wappnen. Hierzu gehörten vor allem Hebepumpen oder Rückstauklappen im Abwasserkanal des Hauses um zu verhindern, dass bei einem Rückstau in der Kanalisation das Abwasser in den Keller eindringen könne. Auch gegen das Eindringen von Oberflächen ließen sich bei den besonders gefährdeten Gebäuden bauliche Maßnahmen ergreifen.
Beim Neubau und der Sanierung von Straßen und Plätzen sollten die Kommunen ausreichend Versickerungsflächen vorsehen und nicht die Fläche nahezu vollständig versiegeln wie im Stadtzentrum von Traunreut. Dagegen würde bei Neubauten schon teilweise auf Grün- und Retentionsdächer gesetzt, welche das Regenwasser speicherten.
Anhand von Satellitenaufnahmen zeigte Martin Czepan, wo in der Stadt die größten Oberflächentemperaturen herrschten. Auf über 42°C kämen die Industriebetriebe im Osten der Stadt, bei denen die Dächer mit Dachpappe belegt seien. Im Stadtzentrum selbst würden im Mittel etwa 35°C erreicht, während es in den Wohngebieten mit viel Baumbestand deutlich kühler sei. Hier könnten die Traunreuter Bürger den damaligen Stadtplanern dankbar sein, dass diese entlang der Straßen und Wege viele Bäume pflanzen ließen, welche heute mit ihrer stattlichen Größe die Hitze erträglicher machten. „Dieser alte Baumbestand ist ein grüner Schatz, der unbedingt erhalten werden muss“, betonte der Stadtrat.
Auch die Waldflächen rings um die Stadt hätten einen positiven Einfluss. Leider zeigten die Satellitenaufnahmen, dass der Baumbestand in der Stadt und am Stadtrand immer mehr schwinde. Hinzu komme, dass in den neuen Wohngebieten entlang der Straßen kaum noch Bäume gepflanzt würden. Neupflanzungen wie in der Kantstraße würden Jahrzehnte brauchen, bis sie eine spürbare Wirkung entfalteten und die mobilen Bäumchen am Rathausplatz hätten nur eine optische Wirkung.
Ein ganzes Bündel an Maßnahmen zeigte Czepan auf, wie sich die Hitzebelastung in Gebäuden reduzieren lässt. Einen großen Einfluss hat die Farbe von Dach und Wänden, denn weiße Flächen würden die Sonneneinstrahlung um 37 Prozent stärker reflektieren als schwarze. „Die Bewohner in dem neuen Bankgebäude in der Eichendorffstraße können einem nur leidtun“, merkte eine Zuhörerin an. Auch die natürliche und künstliche Beschattung, wie z.B. Fassadenbegrünung oder eine PV-Anlage senke die Hitzebelastung im Gebäude.
