Die Kreistagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen lud zum Fachgespräch Wenn im Landkreis Traunstein Sturzbäche über die Straßen rauschen oder schwere Unwetter Täler treffen, zeigt sich, wie gut der Katastrophenschutz funktioniert. Hier greifen Verwaltung, Feuerwehren und Hilfsorganisationen eng ineinander – koordiniert durch die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) im Landratsamt.
Sie übernimmt im Ernstfall die Steuerung aller Maßnahmen, verteilt Aufgaben, koordiniert Kräfte und sorgt für Kommunikation zwischen Behörden und Einsatzdiensten. „Unsere Aufgabe ist die übergeordnete Koordination aller Einsatzkräfte“, erklärte Florian Appelt vom Landratsamt. Die FüGK behält den Überblick, wenn draußen das Chaos losbricht – etwa bei Hochwasser, Stürmen oder großflächigen Stromausfällen. Florian Appelt informierte zum Netzwerk, neben den Feuerwehren arbeiten zahlreiche Organisationen mit den unterschiedlichsten Kompetenzen Hand in Hand.
Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) mit 4000 ehrenamtlichen Helfern im Landkreis ist die tragende Säule bei der medizinischen Versorgung, Logistik und Betreuung, so Brandstätter. DLRG und Wasserwacht sichern Einsätze an Flüssen und Seen und unterstützen bei Evakuierungen. Die Bergwacht ist für Einsätze im alpinen Gelände unentbehrlich. Der Malteser Hilfsdienst ergänzt mit Notunterkünften und Versorgung für Evakuierte.
Das Technische Hilfswerk (THW) bringt schweres Gerät, Stromversorgung und Fachwissen ein. „Unsere Arbeit beginnt dort, wo andere an ihre technischen Grenzen stoßen“. Im Jahr 2024 wurden durch die Ortsgruppen im Landkreis 28.167 Stunden geleistet, erklärte Sebastian Freudling, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des THW Traunstein.
Ob es notwendig sei, den Bundesfreiwilligendienst zu stärken wollte Helga Mandl wissen. Freudling berichtete aus eigener Erfahrung, dass er über das Freiwillige Soziale Jahr (FJS) in seine Aufgabe hineingewachsen sei und ihm das in seiner Persönlichkeitsentwicklung ungemein viel gebracht habe.
Ein prägendes Beispiel war das Hochwasser 2013 im Achental. Binnen Stunden stiegen die Pegel der Tiroler Ache massiv an. In Marquartstein, Grassau und Unterwössen mussten Deiche gesichert und Menschen evakuiert werden. Die FüGK koordinierte den Katastrophenfall, während hunderte Feuerwehrleute, BRK, THW, Wasserwacht und DLRG unermüdlich arbeiteten. Ihre Zusammenarbeit verhinderte Schlimmeres.
Katastrophenschutz funktioniert nur, wenn auch die Bevölkerung und die Kommunen aktiv mitwirken. Jede Gemeinde ist verpflichtet, Evakuierungs- und Notfallpläne vorzuhalten – inklusive Informationen darüber, wo sich Schutzräume oder Sammelstellen befinden. Informationen werden in der Regel über Warn-Apps wie NINA oder Katwarn, über lokale Radiosender, Gemeindeseiten und Sirenenwarnsysteme verbreitet. „Je besser die Menschen informiert sind, desto kürzer fällt die sogenannte Chaosphase aus – jene Zeit unmittelbar nach einer Alarmierung, in der Orientierung und klare Abläufe entscheidend sind“, so Appelt. Auch die persönliche Vorsorge spielt eine zentrale Rolle: Ein kleiner Notvorrat, eine Taschenlampe, wichtige Dokumente in Griffweite oder das Wissen, wie man Familie und Nachbarn erreicht, können im Ernstfall den Unterschied machen.
Gemeinden werden zunehmend ermutigt, regelmäßig Informationsabende und Übungen anzubieten, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken. Das geplante Katastrophenschutzlager in Litzlwalchen beschäftigt Kreisrat Stefan Schneider, er fragte, wann es denn zur Verfügung stehe? Appelt verwies auf die Bereitstellung der Haushaltsmittel durch den Landkreis – es könne dann sofort losgehen, so Appelt. Gabi Fischer aus Trostberg fragte, ob Erste-Hilfe Auffrischungskurse durch das BRK vor Ort angeboten werden. Brandstätter verwies auf den Kompaktkurs „LebensRETTER112“, der sich auf lebensrettende Sofortmaßnahmen konzentriere. Abschließend stellte Sepp Hohlweger, Moderator des Abends fest: Der Landkreis Traunstein verfügt über ein starkes Netzwerk aus Führungsstruktur, Feuerwehren und Hilfsdiensten, denen für ihr weitestgehend ehrenamtliches Agieren in kritischen Stunden an Arbeit für die Bevölkerung geleistet wird, unsere große Wertschätzung gebührt. Doch Katastrophenschutz beginnt nicht erst im Einsatz – er startet bei jedem Einzelnen und in jeder Gemeinde. Nur wenn alle vorbereitet sind, lässt sich im Ernstfall schnell und geordnet handeln. Sicherheit entsteht durch Wissen, Zusammenarbeit, Verantwortung und gelebte Solidarität.
