Nachhaltiger Tourismus in Ruhpolding – Natur schützen, Lebensqualität erhalten

Ruhpolding ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Urlaubsziel – mit seinen Bergen, Almen und dem vielfältigen Freizeitangebot. Im Zeichen von Klimawandel, Ressourcenknappheit und wachsendem Nachhaltigkeitsbewusstsein wird klar: Der Tourismus muss sich weiterentwickeln, wenn Natur, Lebensqualität und regionale Identität erhalten bleiben sollen.

Dieser Wandel war Thema einer gut besuchten Veranstaltung der Grünen Ruhpolding. Als Referenten sprachen Tourismusdirektor Gregor Matjan und Josef Hohlweger, Ruhpoldings grüner Landratskandidat. Beide betonten: Der Tourismus bleibt wirtschaftlich bedeutsam – doch ohne Steuerung und Nachhaltigkeit verliert er seine Grundlage.

Gregor Matjan, der die UN-Nachhaltigkeitsziele für den Tourismus vorstellte, unterstrich, dass das Ruhpoldinger Tourismus-Kommunalunternehmen mehr sei als ein Marketinginstrument. Ihr Auftrag umfasse auch strategische Planung, Qualitätssicherung und nachhaltige Entwicklung. Die bisherigen Erfolgsindikatoren – wie Übernachtungszahlen – müssten um qualitative Kriterien ergänzt werden: etwa Auswirkungen auf Verkehr, Natur, Infrastruktur und Sozialgefüge. Für den Zukunftsausblick 2030 gibt es 5 klare Ziele: erholsam, gastfreundlich, naturnah, gemütlich und traditionell! Eigentlich wurde Nachhaltigkeit in Ruhpolding erfunden und zwar durch die traditionelle Forstwirtschaft!

Gregor Matjan (Foto: Manuela Wittke)

Josef Hohlweger forderte, touristische Entwicklung in Einklang mit Umwelt- und Klimazielen zu bringen. Er plädierte für ein Umdenken: Weniger „mehr Gäste“, mehr „wertvoller Tourismus“. Ein nachhaltiger Ansatz müsse Besucherlenkung, Mobilitätskonzepte, regionale Wertschöpfung und den Schutz sensibler Räume zusammenbringen. Dies gelinge nur mit frühzeitiger Einbindung der Bürger*innen.

Sepp Hohlweger (Foto: Manuela Wittke)

In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Problemfelder benannt: der zunehmende Verkehr, die Belastung der Einheimischen, wachsende Flächenversiegelung und Nutzungskonflikte in den Bergen. Anstatt noch mehr Individualverkehr zu ermöglichen, solle die Gemeinde in umweltfreundliche Mobilität investieren: etwa in Shuttleverbindungen, eine Stärkung des ÖPNV durch ein Rufbussystem. Zusätzliche Angebote wie Carsharing und ganzjährige Verfügbarkeit von Leihfahrrädern und digitale Besucherinformationen sind erforderlich.

Konsens bestand darin, dass Ruhpolding nicht in den Eventtourismus abdriften dürfe. Vielmehr soll das Profil als naturnaher, entschleunigter Ort gestärkt werden. Wanderwege, Loipen bei ausreichender Schneelage, Almwirtschaft und kulturelle Angebote sind vorhanden – sie brauchen Pflege, Wertschätzung und eine kluge Weiterentwicklung. Die Idee eines „sanften Tourismus“ fand breite Zustimmung.

Die Grünen Ruhpolding fordern nun: eine faktenbasierte Analyse des Ist-Zustands, messbare Nachhaltigkeitsziele, klare Grenzen für Natur- und Erholungsräume sowie eine Beteiligung aller Akteure – Bürgerinnen, Gastgeberinnen, Verwaltung, Naturschutz und Politik. Tourismus soll nicht auf Kosten der Zukunft gehen, sondern Teil einer enkeltauglichen Entwicklung sein.

Denn nur wer schützt, kann bewahren – für die Menschen, die hier leben, und für jene, die uns besuchen.

Manuela Wittke