Nach der Begrüßung durch Manuela Wittke, Ortssprecherin der Grünen Ruhpolding, erläuterte Florian Appelt (Sachgebietsleiter Sicherheit und Katastrophenschutz am Landratsamt Traunstein und Kopf der FüGK) die rechtlichen Grundlagen des Katastrophenschutzes. Grundlage sei das Bayerische Katastrophenschutzgesetz. Zuständig sind Innenministerium, Bezirksregierungen, Landratsämter und – falls diese nicht erreichbar sind – die Gemeinden.

Die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) im Landratsamt werde aktiv, wenn sich Schadensmeldungen häufen. Sie koordiniert alle Maßnahmen und informiert den Landrat, der den Katastrophenfall feststellt und beendet. Wichtig seien vernetzte Entscheidungsstrukturen, funktionierende Kommunikation und die frühzeitige Information der Bevölkerung, etwa über die WarnApp NINA. Auch Privatpersonen sollten vorsorgen – mit Notfallkoffer, Batterieradio und Nachbarschaftshilfe.
Mit zunehmenden klimabedingten Großschadensereignissen sieht Appelt den Fokus künftig auf der Stärkung des Zivilschutzes und der Entwicklung von kommunalen Katastrophenschutzkonzepten.
Im Anschluss sprach Rolf Obladen, Berater für Gefahrenabwehrmanagement und TÜV-zertifizierter Business-Continuity-Manager, über Gefahrenkompetenz und Schadensbegrenzung. Er betonte, dass nach Katastrophen wie im Ahrtal klar geworden sei, wie wichtig abgestimmte Sprache, Strukturen und Verantwortlichkeiten im Einsatz sind. Entscheidungen müssten schnell und eindeutig getroffen werden – frei von persönlichen Interessen.
Als positives Beispiel nannte Obladen Günzburg, wo nach einer Flut der Einbau von Ölheizungen verboten wurde. Bei einer erneuten Überschwemmung blieb die Stadt so von größeren Umwelt- und Gesundheitsfolgen verschont. Er hob hervor, dass nach jedem Einsatz die Auswertung der Abläufe für künftige Einsätze entscheidend sei – diese Erkenntnisse flössen in die Ausbildung der FüGK und der Einsatzstäbe ein.
In der Diskussion, moderiert von Martina Steinbacher, fragte Manuela Wittke wie Gemeinden stärker für Zivil- und Katastrophenschutz sensibilisiert werden können. Oft müsse erst ein Unglück geschehen, bevor gehandelt werde – die „Katastrophendemenz“ setze schnell ein. Wichtig sei, das Thema immer wieder öffentlich zu machen, etwa durch Bevölkerungsschutztage mit Erste-Hilfe-Stationen und Notfallübungen, gab Obladen zur Antwort.

Jede Gemeinde ist verpflichtet, Evakuierungs- und Notfallpläne vorzuhalten – inklusive leicht zugänglicher Informationen darüber, wo sich Schutzräume oder Sammelstellen befinden, meinte Sepp Hohlweger. Sebastian Steinbacher fragte nach Zuschüssen für Katastrophenschutzmaßnahmen in Gebäuden. Appelt verwies auf Beispiele aus Übersee und Kirchanschöring, wo Anlagen bezuschusst wurden, und betonte die Notwendigkeit eines Krisenstabs in jeder Gemeinde. Obladen ergänzte, dass Einsatzkräfte im K-Fall von der allgemeinen Infrastruktur getrennte Strukturen benötigen. Katastrophenschutz funktioniere nur, wenn auch die Bevölkerung und die Kommunen aktiv mitwirken.
Karin Hohlweger regte an, Schulen stärker einzubeziehen. Obladen betonte, dass Zivilschutz Selbstschutz sei – Feuerwehrtage, Rettungswagenbesuche und Erste-Hilfe-Kurse könnten Kinder motivieren. Appelt verwies auf das Interregio-Projekt mit kindgerechten Hochwasservideos auf YouTube.
Zum Schluss mahnte Obladen, dass das bayerische Hochwassermodell die Folgen der Mittelmeererwärmung und zunehmender Starkregenereignisse nicht ausreichend berücksichtige. Hochwasserschutz, besonders der technische, werde daher immer dringlicher.
Mit Dank an die Referenten und Moderatorin schloss Manuela Wittke die informative Veranstaltung.
