Gemeinsamer Workshop von SPD und Grünen

Foto: Herbert Koch

„Energieversorgung der Zukunft – Wohin geht Ruhpolding?“

Nach Begrüßung der Teilnehmer*innen hoben Manuela Wittke und Johannes Stief hervor, dass die zwei dringlichsten Themen für Ruhpolding die Energieversorgung und bezahlbarer Wohnraum sind. Hauptanliegen der Veranstalter*innen ist, den Stand zum Ruhpoldinger Heizwerks zu erfahren und die aktuelle Lage der Energieversorgung vor Ort anschaulich zu machen.

Einen ausführlichen Einblick in das Thema Heizwerk konnte uns Christian Hartenstein, Vorstand des Kommunalen Unternehmens Gemeindewerk AöR Ruhpolding, mit seinem hochinteressanten Vortrag zum Heizwerk vermitteln. Seit 01.03.2021 ist er in der Gemeinde für Energiethemen zuständig, 2021 wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt, im Ergebnis ein relativ schlechter Istzustand des Heizwerkes festgestellt und für die Sanierung ca. 250 T€ investiert werden müssten, berichtet Hartenstein.

Mit einer Leistung von ca. 4 MW versorgt das Heizwerk derzeit 45 Haushalte und Gemeindeeinrichtungen mit Wärme und Warmwasser; wobei ein Großteil der Heizleistung für die Gemeindebetriebe gebraucht wird. Nach Sanierung wäre die Zielsetzung, eine Leistung von 4 – 6 MW für die Versorgung von ca. 50 – 100 Haushalten bereitzustellen, antwortet Hartenstein auf Nachfrage von Josef Hohlweger. Obwohl derzeit nur 3,5 – 3,8 MW Leistung erreicht werden, ist die Versorgung mit Fernwärme durch das Heizwerk gesichert, merkt Hartenstein an.

Neben der Sanierung des alten Heizwerkes wird ein Heizwerkneubau in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Energieberatung (IfE) geplant. Technische Basis soll eine Holzvergaser- bzw. Flusswärme-Pumpenanlage mit Hackgutkesseln für den Sommerbetrieb und bei Bedarf zuschaltbaren Gas- bzw. Ölkesseln im Winterbetrieb werden, so Hartenstein. Für den Neubau stellte Christian Hartenstein vier mögliche Standorte vor (Schwimmbad-Seehauser Straße; Schwimmbad-Parkplatz; Speedwaystadion und Stadelheim). Das zu sanierende Heizwerk soll als Redundanzobjekt mit längerfristigem Leistungsausbau beider Heizwerke auf 12 MW in Betrieb bleiben.

Zum Thema „Erneuerbare Energien (EE) in Ruhpolding“ spricht Josef Hohlweger in seinem Vortrag eine bisher in der Gemeinde wenig Beachtung findende Form ökologisch sinnvoller Stromversorgung an. Mit einem Anteil von 23,4% EE am Gesamtstromverbrauch (Quelle: Energieatlas Bayern 2020) ruht Ruhpolding seit Jahren im Dornröschenschlaf. Seitens der Gemeinde wäre ein Bekenntnis zu den EE mit breiter Bürgerbeteiligung wünschenswert, um den Anteil der EE zu erhöhen und sich so von den großen Stromversorgungsunternehmen unabhängiger zu machen.

Foto: Herbert Koch

Naheliegend wäre die Errichtung von PV – Anlagen auf allen kommunalen Gebäuden, Freiflächen oder auch Parkflächen. Denkbar wäre auch die Nutzung von Windkraft in exponierten Lagen; z. B. auf dem Zinnkopf.

Zur Frage der Finanzierung der EE – Projekte kann sich Hohlweger am Beispiel des Wärmeversorgungsnetzes eine zweckgebundene Bürgeranleihe mit Verzinsung vorstellen, die von einer ortsansässigen Bank ausgegeben werden könnte. PV- und Windkraftanlagen können durch die Bildung von Energiegenossenschaften finanziert werden.

Dass nach Änderung des EEG Bürgergenossenschaften favorisiert werden und diese Entwicklung für Ruhpolding unbedingt im Auge behalten werden sollte, merkt Bernd Magenau an.

Nach einem Dank an beide Referenten für ihre interessanten Vorträge moderieren Manuela Wittke und Margarete Schürholt die sehr rege Diskussion.

Gleich mehrere Teilnehmer*innen stellten die Frage nach der Finanzierung der Sanierung des alten Heizwerkes. Christian Hartenstein informiert, dass mit der Übernahme durch das KU GW ab 01.05.2022, der Kommunaltarif wegfallen wird, einhergehend mit einer Vertragsumstellung. Außerdem eine Subventionierung der Sanierung in Höhe von 45% möglich ist.

In der Diskussion stimmten die Anwesenden überein, dass bei Abwägung der Vor- und Nachteile das Speedway-Stadion der geeignetste Standort sei. Herr Hartenstein erklärte, dass die Standortfrage in den zuständigen Gremien beraten und entschieden werden muss.

Hans Truck verweist auf bestehende Fernwärmeversorgungsverträge mit 15jähriger Laufzeit, Festpreis von 12 Ct/KWh und Preisanpassungsklausel, die gekündigt wurden und durch Neuverträge mit höherem Entgelt (18 – 20 Ct/KWh) ersetzt werden sollen. Diese Entgelte lägen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 12 – 14 Ct/KWh (Quelle: Verbraucherzentrale Bayern).

Weil viele Haushalte vor der Entscheidung eines Heizungsumbaus stehen fragt Sebastian Nachbar, welcher Zeitraum zwischen Planung und Neubau des Heizwerkes veranschlagt wird?

Da derzeit erst die Planung angelaufen ist, kann ein Zeitraum nicht umrissen werden äußert Christian Hartenstein.

Herbert Koch merkt an, dass das Zeitfenster bis zum Neubau viel zu lang ist und möchte wissen, ob Ortskernhaushalte an das alte Heizwerk angeschlossen werden können. Schwierig, so Hartenstein, da das Gesamtkonzept zu berücksichtigen ist.

Margarete Schürholt interessiert sich für die Kosten des Heizwerkneubaus und wies daraufhin, dass diese Kosten vor einer Entscheidung über andere Investitionen wie Kurhaus/ Vita Alpina berücksichtigt werden sollten. Christian Hartenstein schätzt die Kosten auf ca. 6 – 15 Mio. EURO.

Sepp Hohlweger gab zu bedenken, dass Sanierung, Neubau und Anschlüsse legen unbedingt parallel stattfinden sollte, um vor allem Zeit zu sparen und nach Abschluss der Bauphase der Heizwerke gleich liefern zu können.

Nicht alle Fragen konnten beantwortet, nicht alle Anregungen aufgenommen werden.

Aufgrund der großen Resonanz und der offen gebliebenen Fragen wird es weitere Workshops zur Energieversorgung Ruhpoldings geben mit der Blickrichtung „Energieautarkes Ruhpolding bis 2030“.

                                                                                                Margarete Schürholt (SPD)

                                                                                                Ute Dörfel (Grüne)