Mit einfachen Mitteln kann der Straßenverkehr innerorts deutlich sicherer gemacht werden für Fußgänger und Radfahrer, für Schulkinder und Senioren. Das vermittelte der Grüne Landtagsabgeordnete Markus Büchler, Verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, bei einem Info-Abend der Grünen in Chieming.
Die Rathäuser müssten dazu verstärkt die Möglichkeiten nutzen, die ihnen Änderungen an der Straßenverkehrsordnung seit wenigen Wochen erlauben, betonte Büchler – ohne aufwändige Baumaßnahmen, ohne übergroßes Konfliktpotenzial.
Als eine dieser kleinen Stellschrauben nannte er vor rund 30 Zuhörern im Chieminger Wirtshaus die erleichterten Möglichkeiten, Zebrastreifen anzuordnen. Bislang mussten dazu ein definiertes Verkehrsaufkommen sowie ein erhöhtes Gefahrenpotenzial nachgewiesen werden; heute genügt ein begründeter Wunsch der Gemeinde.
Für Chieming empfahl Büchler etwa, die bestehende Querungshilfe vor der Schule zusätzlich mit einem Zebrastreifen zu optimieren. Das gebe den Schulkindern verkehrsrechtlich den Vorrang und sei damit deutlich effektiver.
Auch die Anordnung von einem Tempolimit auf 30 km/h ist für Gemeinden nun deutlich leichter möglich als bislang. Der Schutz einer „sensiblen Einrichtung“ wie ein Kinderspielplatz, eine Behinderteneinrichtung, hochfrequentierte Schulwege oder eben auch ein Zebrastreifen genügten in der Regel bereits als Begründung.
Büchler betonte, dass derartige Eingriffe über den unmittelbaren Effekt hinaus auch verkehrslenkend wirken könnten. „Wenn die Infrastruktur für die Nutzung von Auto-Alternativen einladend gestaltet ist, werden die Alternativen auch genutzt“, versicherte er. So lasse sich der Verkehr insgesamt reduzieren.
Eindeutig sei die Logik etwa im Schulverkehr. Wenn Eltern den Schulweg als sicher empfinden würden, könnten sie die Kinder auch alleine auf den Weg schicken. Dadurch reduzierten sich dann wiederum die „Elterntaxis“, was die Schulwegsicherheit weiter verbessere.
Für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen erhöhten derartige Maßnahmen ihre Selbstbestimmung, da sie auf sicheren Wegen auch mit Rollatoren oder Rollstühlen Wege ohne fremde Hilfe zurücklegen könnten.
Zur Optimierung des Fahrradverkehrs in Chieming empfahl Büchler dringend den Beitritt der Gemeinde zur „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen“. In diesem kommunalen Zusammenschluss würden die Gemeinden konkret bei geeigneten Maßnahmen beraten und unterstützt.
Auf Nachfragen aus der Runde befürwortete der Verkehrsexperte die Anlage von Radwegen uneingeschränkt, auch wenn das wieder Bodenversiegelung bedeute. Die Ökobilanz werde aber durch die potentielle Reduzierung des Kfz-Verkehrs aufgewertet, argumentierte er. Und im Vergleich zu einer Kfz-Fahrspur sei die Umweltbelastung durch einen Radweg deutlich nachrangig.
Auch sprach er sich für Schutzstreifen für Fahrradfahrer aus. Obwohl die Gefahr bestehe, dass Autofahrer den Sicherheitsabstand zu Radfahrern nicht immer vorschriftsmäßig einhielten, seien insbesondere an neuralgischen Punkten derartige optische Hilfen aber „besser als nichts“, urteilte Büchler. Paradebeispiel sei die Steigung am Kirchberg in Chieming, wo Schutzstreifen den Radverkehr deutlich unterstützen könnten.
Auch die Widmung von Fahrradstraßen sei ein probates Mittel zur Förderung des Radverkehrs. Der Kfz-Verkehr würde dadurch faktisch nicht eingeschränkt, aber die Wirkung für Radfahrer in punkto Sicherheit und Wertigkeit werde deutlich erhöht.