Traunreuter Grüne wollen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien

Foto: Martin Czepan

Bei einer Online-Veranstaltung der Traunreuter Grünen standen die stark gestiegenen Energiepreise und mögliche Gegenmaßen im Mittelpunkt der Debatte. Stadtrat Martin Czepan erläuterte zunächst die aktuelle Situation bei den Energiepreisen: Bei Erdgas habe sich der Durchschnittspreis verdoppelt, bei Neukunden würde teilweise das sechsfache verlangt wie 2021. Bei Heizöl habe sich der Preis verdoppelt und an der Tankstelle sei die 5 D-Mark-Grenze pro Liter überschritten worden. Auch beim Strom, welcher noch zu 15 Prozent in Gaskraftwerken erzeugt werde, würden die Steigerungen 20 bis 30 Prozent betragen. Viele Traunreuter Bürger, die Stadt und etliche Betriebe könnten sich glücklich schätzen, dass sie mit Fernwärme aus der Geothermie und dem Biomasseheizkraftwerk versorgt würden. „Der Ausbau der Fernwärme in der Kernstadt muss jetzt mit höchster Priorität vorangetrieben werden. Die Geothermie hat noch ein großes Potenzial,“ betonte Czepan. Um auch bei der Stromerzeugung unabhängig von fossilen Energien zu werden, müssten auch in Traunreut Windkraftanlagen errichtet werden. Immerhin habe in der zweiten Märzwoche der Anteil regenerativen Stroms schon bei 68 Prozent gelegen. Er habe im letzten November einen Antrag gestellt, dass das Klimaschutzkonzept für Traunreut aus dem Jahr 2013 aktualisiert werden solle. In diesem werde genau aufgeführt, wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Traunreut erfolgen soll. Leider sehe die Stadtverwaltung nach wie vor keine Dringlichkeit bei diesem Thema und wolle den Antrag erst im Mai behandeln.

Ursache für die jetzige Energiekrise sei die verfehlte Energiepolitik der Bundes- und Staatsregierung in den letzten 15 Jahren. Statt auf erneuerbare heimische Energien zu setzen habe man sich in die totale Abhängigkeit von russischem Gas und Öl begeben. Dabei sei bereits in den letzten Jahren die Erzeugung von Strom aus Binnen-Windkraftanlagen und Fotovoltaik-Anlagen mit 3 bis 8 Cent je Kilowattstunde günstiger gewesen wie bei fossilen Kraftwerken mit 8 bis 20 Cent je Kilowattstunde.

Jeder Bürger könne sofort mit dem Energiesparen anfangen, appellierte Czepan. Allein durch persönliche Verhaltensänderung und einfache technische Maßnahmen sei beim Heizen, beim Strom und auch bei der Mobilität 10 bis 20 Prozent weniger Energieverbrauch möglich. Im Internet gäbe es hunderte von Tipps. „Jeder Euro, den wir nicht für Öl, Gas, Benzin oder Strom ausgeben, hilft auch den Menschen in der Ukraine.“ Eine Umrüstung der Heizung auf Pellets oder Wärmepumpe, sowie die Anschaffung einer Fotovoltaikanlage sei erstrebenswert, aber wegen der knappen Kapazitäten im Handwerk mit langen Lieferzeiten und hohen Kosten verbunden. Hier gäbe es jedoch Alternativen, welche sich schnell und kostengünstig realisieren ließen und auch für Eigentumswohnungen geeignet seien. Beim Strom seien dies sogenannte Balkon-Kraftwerke, welche man selbst installieren könne und die bis zu 600 Watt Leistung liefern. Damit ließen sich bis zu 650 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Lediglich eine Anmeldung beim Energieversorger sei erforderlich. Bei der Wärmeerzeugung würden sich dezentrale Klimageräte anbieten, welche mit 1 Kilowattstunde Strom 4 Kilowattstunden Wärme erzeugten und vor allem in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage ideal seien.

Die beiden Ortsvorstände Susanne Weinzierl und Peter Noss bedankten sich bei dem Referenten und wiesen auf die nächste Veranstaltung zum Thema Energie hin, welche am 12. Mai in Hörpolding mit den Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Martin Stümpfig stattfinden wird.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Czepan