Welchen Beitrag kann die Kläranlage zur Energiewende in Ruhpolding leisten?

Dieser Frage ging der Ruhpoldinger Ortsverband der Grünen bei der Veranstaltung am 26. Okt. im Ruhpoldinger Hof nach. Ortssprecherin Manuela Wittke zeigte das Ziel auf, die kommunalen Liegenschaften bis 2030 klimaneutral zu machen und die Energieeffizienz zu steigern.

Der 1. Baustein unserer Inforeihe dazu war das „Heizwerk“, Referent Christian Hartenstein, der 2. Baustein „Häusliche Energieversorgung“, Referent Gerhard Marx von der Energieagentur Bayern und der 3. Baustein das „Klärwerk“. Mit dem Klärmeister Volker Henn konnte sie einen sehr kompetenten Referenten begrüßen. Von den geladenen Gemeinderäten und dem Bürgermeister waren unsere zwei Grünen Gemeinderäte gekommen.

Eingangs erklärte Henn die Klärwerkstechnik und die verschiedenen Stufen der Abwasserreinigung bis zur Einleitung des geklärten Wassers in die Traun. Die gesamte Anlage benötigt über alle Stufen der Reinigung hinweg eine große Menge Strom, pro Jahr sind es rund 300.000 kWh. Wobei über eine Gasturbine ca. ein Drittel des Bedarfs durch die Verbrennung des anfallenden Faulgases abgedeckt werden kann. Die Abwärme wird in der Anlage, z.B. zur Gebäudeheizung oder Erwärmung des Faulturms, selbst verbraucht.
Wegen des hohen Energiebedarfs sind Investitionen in PV-Anlagen, die sich sehr gut über den Nachklärbecken oder auf den Dächern der Gebäude des Kläranlagengelände anbringen ließen, absolut sinnvoll. Gerade die Beschattung durch Paneele über den Klärbecken hat den hervorragenden Nebeneffekt das Algenwachstum deutlich zu verringern, weniger Belüftung/Sauerstoffzufuhr für die Klärbecken zu benötigen und damit Energie zu sparen.

Nach Schätzung von Henn, der auch immer wieder in den verschiedenen Energiearbeitskreisen der Gemeinde aktiv war, könnten so etwa Solarmodule mit einer Leistung von rund 400 kWh montiert werden. Mit einem kalkulierten Ertrag von etwa 360.000 kWh wäre die Kläranlage zusammen mit der Gasturbine klimapositiv und reinvestiert sich damit sogar.  

Henn führte weiter aus, dass bei großen Kläranlagen ab etwa 100.000 Einwohnergleichwerten Wärmepumpen zur Nutzung der Restwärme der Abwässer bereits eingesetzt werden.

Sebastian Steinbacher wollte wissen, in welchem Zustand sich die Anlagentechnik befindet? Worauf Henn auf den guten Wartungsstand hinwies. Alle Anlagenteile werden regelmäßig geprüft, gewartet und bei Bedarf werden fehlerhafte Bauteile umgehend ausgetauscht. Eine mögliche Investition wäre auch der Einbau von Pumpen mit besserer Energieeffizienz. Bei einer Anlage aus den 60ziger Jahren sind Reparaturen unausweichlich, diese werden aber immer zeitnah durchgeführt, was eine hohe Zuverlässigkeit zur Folge hat. Auch die Kapazität ist noch nicht ausgereizt und für weitere 10 Jahre beruhigend gut. Alfons Pichler bedankte sich bei Volker Henn für den hervorragenden Zustand der Anlage.

Weitere Informations-Bausteine zum Thema energieautarkes Ruhpolding sind geplant und werden in der Presse angekündigt.

Manuela Wittke/ Sepp Hohlweger